Dieser Wal namens „Little Guagua“ starb, wahrscheinlich weil die Menschen zu laut waren

Erinnern Sie sich an die Tiervorfälle, die uns im Jahr 2021 häufig begegneten? Asiatische Elefanten in Yunnan wanderten gemeinsam Richtung Norden, sibirische Tiger drangen in Dörfer in Heilongjiang ein, Schneeleoparden brachen in Viehpferche in Qinghai ein und es kam zu zahlreichen Strandungen von Meerestieren entlang der Küstengebiete ... Jede Nachricht über sie berührt uns zutiefst. Einige dieser Vorfälle sind zwar zufällig, aber vernünftig, bei anderen hingegen können wir die Ursachen ihres Auftretens noch immer nicht feststellen, wie etwa bei der häufigen Strandung von Walgruppen vor der Küste meines Landes in der zweiten Hälfte des letzten Jahres.

Kürzlich hat uns ein Breitschnabelwal namens „Little Guagua“ möglicherweise die Antwort gegeben. Walforscher vom Institut für Hydrobiologie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften untersuchten das gestrandete Tier und fanden heraus, dass die häufigen Strandungen von Walen in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres möglicherweise auf Lärmbelästigung zurückzuführen waren.

Retter füttern „Xiaoguagua“ mit kleinen Fischen｜Propagandaabteilung des Parteikomitees der Stadt Linhai/China News Service

Eine Reihe von Massenstrandungen

Am 6. Juli 2021 strandeten 12 Breitschnabelwale (Peponocephala electra) in Taizhou, Zhejiang, darunter auch der heutige Protagonist „Xiao Guagua“. Es handelt sich um ein männliches Exemplar mit einer Länge von 2,7 Metern. Aufgrund seiner Körperlänge schätzten die Forscher, dass es sich um einen Breitschnabelwal in seinen besten Jahren handelte und er etwa 19 Jahre alt war. Am 8. Juli wurden alle Gefährten, mit Ausnahme des verstorbenen Tieres, in tiefe Gewässer entlassen. Aufgrund seines schlechten körperlichen Zustands wurde er vorübergehend zur Behandlung eingesperrt, was die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregte und ihn von allen liebevoll „Kleiner Guagua“ nannte.

Dies war nicht die erste Massenstrandung lebender Wale vor unserer Küste im letzten Sommer und auch nicht die letzte. Als sogenannte Walstrandung bezeichnet man das Phänomen, dass mehrere Wale derselben Art (meist kein Mutter-Kind-Paar) an der Küste stranden und nicht in der Lage sind, aus eigener Kraft ins Wasser zurückzukehren. Der Grund, warum Mutter-Kind-Paare nicht berücksichtigt werden, liegt darin, dass Walkälber sehr abhängig von ihren Müttern sind. Ist die Mutter erst einmal gestrandet, wird es für die Kälber schwer zu überleben, und oft „gehen bei einer Strandung zwei Leben verloren“.

Am 6. Juli retteten zuständige Kräfte den gestrandeten „Kleinen Guagua“ und seine Begleiter｜Sina Weibo: @Xinhua News Agency (Foto bereitgestellt von der Presseabteilung der Stadt Linhai, Provinz Zhejiang)

Am 10. Juni 2021 strandeten sechs Große Tümmler (Tursiops truncatus) in Fuqing, Fujian, und konnten schließlich erfolgreich in tiefere Gewässer zurückgeschickt werden. Am 6. Juli strandeten 12 Breitschnabelwale in Taizhou, Zhejiang. Am Ende überlebten nur sechs und wurden in tiefe Gewässer entlassen. Am 9. Juli strandeten zwei Rauzahndelfine (Steno bredanensis) in Ningbo, Zhejiang, und wurden später erfolgreich freigelassen. Am 11. Juli strandeten zwei Breitschnabelwale in Wenling, Zhejiang. Nur einer überlebte und wurde freigelassen.

Am 30. September wurden 12 Breitschnabelwale gestrandet in Cixi, Zhejiang, aufgefunden und anschließend alle von Rettungskräften ins tiefe Wasser zurückgeschickt. Einige Tage später, am Abend des 3. Oktober, wurden jedoch weitere 12 Breitschnabelwale gestrandet in Jinshan, Shanghai, aufgefunden. Wenn man bedenkt, dass sich beide Strandungsorte in der Bucht von Hangzhou befinden und sich auf der anderen Seite des Meeres gegenüberliegen, und dass sich die Vorfälle zeitlich sehr nahe beieinander ereigneten, ist es wahrscheinlich, dass es sich bei der Gruppe Breitschnabelwale, die am 3. in Jinshan strandeten, um die aus Cixi handelte. Am 3. kam es spät in der Nacht zu Flut und die Rettungskräfte konnten nicht ins Wasser gehen, um die Menschen zu retten. Als die Flut am frühen Morgen des 4. zurückging, fanden Rettungskräfte die Leichen von vier Breitschnabelwalen. Die anderen acht sind möglicherweise sicher ins Meer zurückgekehrt oder gestorben, und ihr Leben oder Tod sind schwer vorherzusagen.

Der Kadaver eines Breitschnabelwals wurde am frühen Morgen des 4. Oktober in Jinshan, Shanghai, gefunden. Wang Haining

Massenstrandungen bei Zahnwalen häufiger

Bei diesen Gruppenstrandungen sind häufig Breitschnabelwale zu beobachten. Es kommt nicht nur häufig zu Strandungen und die Gruppen sind groß, bei manchen Gruppen von Breitschnabelwalen besteht sogar die Möglichkeit, dass sie wiederholt stranden. Abgesehen davon sind sie, wie andere gestrandete Große Tümmler und Rauzahndelfine, Kleinzahnwale.

Obwohl der Breitschnabelwal „Wal“ genannt wird, ist er auch ein Delfin. Cyril di Bisceglie / Wikimedia Commons

Obwohl Zahnwale und Bartenwale beide Wale sind, gibt es deutliche Unterschiede zwischen ihnen. Zahnwale beispielsweise haben kegel- oder schaufelförmige Zähne, die Schallwellen zur Echoortung aussenden können. Mithilfe des Echoortungssystems können sie Beute finden und Hindernissen ausweichen. Zahnwale sind die Protagonisten von Walgruppenstrandungen – zum einen haben Zahnwale engere soziale Beziehungen und Gruppenaktivitäten kommen häufiger vor; Andererseits sind die Aktivitäten der Zahnwale stärker von der akustischen Umgebung abhängig und anfälliger für Störungen durch externe akustische Anomalien.

Dies erklärt allerdings nicht, warum die „kleinen Melonen“ immer wieder stranden. Breitschnabelwale halten sich nicht gern in flachen Küstengewässern auf, wo es zu starken menschlichen Eingriffen kommt. Im Gegenteil, sie leben hauptsächlich in tiefen Gewässern vor der Küste und in Auftriebsgebieten am Rand des Kontinentalschelfs. Auch wenn sie in Küstennähe vorkommen, befinden sie sich häufig in Gebieten mit kurzen Kontinentalschelfs und großen Tiefen. Was genau war die Ursache dafür, dass sie in dieser Zeit häufig in flachen Küstengewässern strandeten?

Massenstrandungen von Breitschnabelwalen sind keine Seltenheit. Am 26. August 2020 strandeten fast 200 Breitschnabelwale gleichzeitig im Südosten von Mauritius | Hugues Vitry und Lana Barteneva

Bei Walen sind Strandungen sowohl auf interne als auch auf externe Faktoren zurückzuführen. Einzelne Tiere stranden möglicherweise, wenn sie krank oder alt sind, sich verlaufen haben, von Raubtieren gejagt werden oder auf der Flucht vor der Jagd sind. Zu den externen Faktoren zählen sowohl natürliche (wie beispielsweise Wetterkatastrophen) als auch vom Menschen verursachte. Zu diesen Faktoren gehören die durch menschliche Aktivitäten verursachte Meeresverschmutzung durch Plastik, Giftstoffe und Lärm, die dazu führen kann, dass Tiere geschwächt werden oder verloren gehen und stranden. Als es Anfang Juli zu der Strandung kam, vermuteten einige Experten, dass die Breitschnabelwale möglicherweise Nahrung in der Meeresströmung gefolgt und sich dabei verfangen hatten oder dass es Probleme mit ihrem Echoortungssystem gegeben haben könnte, wodurch sie die Orientierung verloren hatten.

Bei diesem Vorfall bot „Xiaoguagua“, der aufgrund seines schlechten körperlichen Zustands vorübergehend gerettet wurde, den Forschern die Möglichkeit, die Ursache der Strandung zu untersuchen.

Die Antwort von „Xiaoguagua“

Die Forscher planen, die Hörschwellen von Little Guagua bei bestimmten Frequenzen zu messen und ein Audiogramm zu erstellen, um sein Gehör zu beurteilen. Wie messen wir also seine Hörschwelle? Die Forscher verwendeten eine elektrophysiologische Methode: Sie zeichneten das akustisch evozierte Potenzial auf, also die bioelektrische Reaktion des zentralen Nervensystems, die durch die Stimulation des auditorischen Nervensystems hervorgerufen wird. Dies ist eine gängige und weit verbreitete Methode, deren Ergebnisse mit denen anderer Studien vergleichbar sind.

Hinter Xiaoguaguas Blasloch (dem Loch auf der Oberseite seines Kopfes, das wie ein Nasenloch funktioniert und aus dem wir Wale normalerweise Dampf ausstoßen sehen) platzierten die Forscher zwei Saugnapfelektroden entlang der Mittellinie des Rückens und dann eine Saugnapfelektrode an der Basis der Rückenflosse, um gemeinsam akustisch evozierte Potentialsignale zu extrahieren. Anschließend spielten die Forscher eine Reihe rhythmischer Klangpunkte ab, stellten die Frequenz dieser Klangpunkte ein und veränderten sie, zeichneten die Veränderungen der akustisch evozierten Potenziale von „Little Guagua“ auf, wandelten sie in Hörschwellen um und erstellten schließlich ein Audiogramm.

Schematische Darstellung der in der Studie verwendeten Methode der akustisch evozierten Potenziale (AEP) | Wang et al., 2021; Chinesische Übersetzung: Miaoyujiang

Mithilfe dieser zerstörungsfreien auditorischen elektrophysiologischen Technik maßen die Forscher die Hörschwelle von „Little Guagua“ im Frequenzbereich von 9,5 bis 181 kHz. Im Allgemeinen liegt der Echoortungssignalbereich von Breitschnabelwalen zur Navigation zwischen 25 und 32 kHz, aber die Hörschwelle von Xiaoguagua hat in diesem Bereich 120 Dezibel überschritten; Das heißt, in diesem Frequenzbereich können andere Breitschnabelwale Geräusche unter 120 Dezibel hören, Xiaoguagua hingegen nicht. Bei der „kleinen Melone“, die sich bei ihrer Fortbewegung auf Echoortung verlässt, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie zwar ein Geräusch macht, das Echo jedoch nicht hört und sich daher im Meer verirrt.

Obwohl in dieser Studie nur ein Breitschnabelwal als Forschungsobjekt verwendet wurde und der Forschungsinhalt viele Einschränkungen aufwies, lässt sich nicht leugnen, dass das Gehör von „Little Guagua“ tatsächlich geschädigt wurde und dass es entlang der Küste von Zhejiang tatsächlich zu Meereslärmverschmutzung kommt. Nachdem die Forscher die Auswirkungen von Gezeiten, Katastrophenwetter und altersbedingtem Hörverlust ausgeschlossen haben, glauben sie, dass Hörschäden durch Umgebungslärm im Meer wahrscheinlich der Grund dafür sind, dass Little Guagua gestrandet ist. Sie spekulieren außerdem, dass die Strandung anderer Breitschnabelwalgruppen damit in Zusammenhang stehen könnte.

Zahnwale verlassen sich bei der Suche nach Beute und der Richtungsbestimmung auf die Echoortung. Hörverlust kann ihre Aktivitäten ernsthaft beeinträchtigen｜Malene Thyssen / Wikimedia Commons

Lärmbelästigung ist unvermeidlich

Es gibt niemanden, der Lärm nicht hasst. Aber wer kann schon einen ganzen Vormittag lang der Folter einer elektrischen Bohrmaschine oder eines Ziegelschneiders ausgesetzt sein? Das Gleiche gilt für Tiere im Ozean. Sie haben den Lärm satt, können ihm aber nicht entkommen. Da Umfang und Häufigkeit menschlicher Aktivitäten im Meer zunehmen, leiden Wale unter der doppelten Qual von kurzzeitig starkem Lärm und lang anhaltendem schwachem Lärm. Es gibt unzählige Fälle, in denen Wale durch militärische Aktivitäten und seismische Untersuchungen direkt oder indirekt geschädigt wurden. Auch die Schifffahrt stört das Leben der Wale durch ihren ständigen Lärm.

Chilenische Forscher zeigen mithilfe visueller Animationen, wie Blauwale bei der Nahrungssuche in der Bucht Schiffen ausweichen. Während der Fahrt erzeugen diese Schiffe auch dreidimensionale Umgebungsgeräusche für Blauwale｜Luis Bedriñana-Romano

Das Jangtse-Delta ist ein geschäftiger Ort, in dem sich der nach Frachtumschlag weltgrößte Hafen, der Hafen Ningbo-Zhoushan, und der weltgrößte Containerhafen, der Hafen Shanghai-Yangshan, befinden. Darüber hinaus liegt auch das an Fischbeständen reiche Fischfanggebiet Zhoushan ganz in der Nähe. Der häufige Verkehr von Frachtschiffen und Fischerbooten führt zwangsläufig zu ständigen Lärmbelästigungen für die Tiere. Darüber hinaus kann es zu momentanen, von uns nicht bestimmbaren Rauscheffekten kommen, auf die wir hier aber nicht näher eingehen.

In meinem Land ereigneten sich die bisher registrierten Strandungen von Breitschnabelwalen hauptsächlich entlang der Küste Taiwans. Auch im benachbarten Japan kam es immer wieder zu Strandungen von Gruppen von Breitschnabelwalen. War die anhaltende Strandung von Walen im Ostchinesischen Meer meines Landes von Juni bis Oktober 2021 das Ergebnis eines einzelnen Faktors oder das Zusammenspiel mehrerer Faktoren? Ist dies ein Hinweis darauf, dass es zu erheblichen Umweltveränderungen entlang der Küste unseres Landes gekommen ist? Obwohl „Little Guagua“ uns einige Ideen und Beweise liefert, müssen wir die Beobachtungen fortsetzen, um eine eindeutige Antwort zu erhalten.

Ein gestrandeter Cuvier-Schnabelwal (Ziphius cavirostris). Einige tief tauchende Schnabelwale könnten durch den plötzlichen Lärm unter Wasser erschreckt werden und schnell an die Oberfläche treiben, wo sie an der Dekompressionskrankheit leiden und schließlich sterben. | Silberne Springer / Wikimedia Commons

Obwohl „Little Guagua“ einen starken Überlebenswillen besaß, gelang es ihm letztlich leider nicht, den Fängen des Todes zu entkommen. Die Rettungskräfte versuchten ihr Bestes, das Kind zu begleiten und zu behandeln, doch leider gab es keine Hoffnung mehr und „Little Guagua“ starb am frühen Morgen des 28. Juli 2021. Die Hilfe von „Little Guagua“ bei der Recherche vor seinem Tod war für uns ein Weckruf. Die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf Wale sind objektiv. Können wir Maßnahmen ergreifen, um die Auswirkungen dieser Geräusche auf Wale zu verringern?

Verweise

Zhi-Tao Wang, Alexander Ya Supin, Tomonari Akamatsu, Peng-Xiang Duan, Yi-Ning Yang, Ke-Xiong Wang, Ding Wang. Akustisch evozierte Potentiale bei gestrandeten Breitschnabelwalen (Peponocephala electra): Mit schwerem Hörverlust und möglicherweise verursacht durch anthropogene Lärmbelästigung. Ökotoxikologie und Umweltsicherheit, 228 (2021), https://doi.org/10.1016/j.ecoenv.2021.113047

Autor: Meow Fish Sauce

Herausgeber: Mai Mai

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