Volkswagen verkauft eine weitere Marke, diesmal ist es Ducati

Laut Reuters haben zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen erklärt, dass der Volkswagen-Konzern nach dem Abgasskandal sein Geschäft straffen will und nun erwägt, den italienischen Motorradhersteller Ducati zu verkaufen und den Erlös anschließend für eine strategische Umstrukturierung zu verwenden.

Volkswagen hat die Investmentbank Evercore mit der Bewertung von Ducati und anderen Unternehmen beauftragt und sogar begonnen, potenzielle Käufer zu kontaktieren, um ihre Kaufabsichten zu testen. Bislang hat der Konzern jedoch noch keine Entscheidung darüber getroffen, ob er Ducati veräußern wird.

Mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten, dass Ducatis Betriebsergebnis im Jahr 2016 593 Millionen Euro betrug und der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen bei fast 100 Millionen Euro lag. Durch den Verkauf des Motorradherstellers würde Volkswagen 1,5 Milliarden Euro einnehmen, das 15-fache des Kerngewinns von Ducati. Mit der Automobilindustrie vertraute Banker gehen davon aus, dass potenzielle Käufer mehr als das Zehnfache des Gewinns von Ducati bieten könnten.

Was potenzielle Käufer betrifft, könnte Ducati das Interesse chinesischer Motorradhersteller, des indischen Unternehmens Hero Motors, von Investmentkonsortien und Private-Equity-Firmen wecken. Im Jahr 2007 wurde der britische Sportwagenhersteller Aston Martin an ein Automobil-Investmentkonsortium bestehend aus zwei internationalen Investmentinstituten verkauft. Ducati hat 17 Superbike-Meisterschaften gewonnen und ist daher für viele Unternehmen sehr attraktiv. Ob Konkurrenten wie Harley-Davidson, Kawasaki Motorcycles und Honda an Ducati interessiert sind, ist noch nicht bekannt.

Die 860 Millionen Euro teure Übernahme von Ducati durch Audi im Jahr 2012 wurde von Analysten in Frage gestellt. Sie meinten, der Schritt würde Audi finanziell nicht nützen, sei aber durch das Interesse des ehemaligen Volkswagen-Vorsitzenden Ferdinand Piëch am Design und den kleinen Motoren von Ducati getrieben.

Nun ist der größte Förderer der oben genannten Transaktion als Vorsitzender zurückgetreten und hat Anfang April sogar seinen 10,4-prozentigen Anteil an der Porsche Holding an seinen Bruder Hans Michel Piëch und die restlichen 4,3 Prozent an andere Familienmitglieder verkauft. Die stärkste Verbindung zwischen Ducati und Audi ist zerbrochen.

Heute leidet der Volkswagen-Konzern unter dem Abgasskandal und muss Entschädigungen und Strafzahlungen in Höhe von über 20 Milliarden US-Dollar leisten. Darüber hinaus muss das Unternehmen enorme Summen aufwenden, um einige illegale Dieselfahrzeuge zurückzurufen oder zurückzukaufen. Um Geld zu sparen, baut Volkswagen bei seiner Kernmarke Volkswagen Arbeitsplätze ab und entlässt weltweit 30.000 Menschen.

Volkswagen-Chef Mullen ist der Ansicht, dass die übermäßige Expansion des Konzerns zu einer zu aufgeblähten Organisationsstruktur geführt habe und diese deshalb gestrafft werden müsse. Es ist nicht das erste Mal, dass Volkswagen den Verkauf von Ducati angekündigt hat, und es ist auch nicht die einzige Marke innerhalb des Konzerns, die vor einem Ausverkauf steht. Die nicht zum Kerngeschäft gehörenden Nutzfahrzeugmarken Scania und Kayman sowie Bentley und Lamborghini werden alle in Betracht gezogen.

Der Verkauf dieser Marken könnte Volkswagen einen erheblichen Cashflow bescheren und dem Konzern helfen, die durch den Abgasskandal ausgelöste enorme Finanzkrise zu bewältigen. Zudem könnte er zusätzliches Geld und Energie für die Entwicklung von Elektrofahrzeugen und Hochtechnologie gewinnen. Elektrofahrzeuge sind nicht nur ein Inhalt der zwischen Volkswagen und den USA erzielten Vergleichsvereinbarung, sondern auch eine wichtige Maßnahme für den Konzern, um den Abgasvorschriften verschiedener Länder gerecht zu werden.

Im Rahmen einer Einigung wegen Verstößen gegen das Dieselgesetz hat sich Volkswagen verpflichtet, mehr in Elektrofahrzeuge in den USA zu investieren. Dadurch ist der Autohersteller gezwungen, zusätzliche Mittel für Forschung und Entwicklung aufzuwenden. Der Bundesstaat Kalifornien hat bekannt gegeben, dass Volkswagen bis 2020 mindestens drei neue Elektrofahrzeuge in Kalifornien auf den Markt bringen muss, darunter ein SUV-Modell. Der durchschnittliche Jahresabsatz dieser Elektrofahrzeuge muss 5.000 Einheiten erreichen.

Zudem leidet Volkswagen aufgrund des Abgasskandals unter überhöhten Emissionen. Um den durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch des Unternehmens zu senken und die gesetzlichen Anforderungen in China, den USA und anderen Ländern zu erfüllen, muss sich der Konzern auf Elektrofahrzeuge konzentrieren. Gemäß dem Entwicklungsstrategieplan 2025 werden die Verkäufe von Elektrofahrzeugen bis 2025 zwei bis drei Millionen erreichen und damit 20 bis 25 Prozent der weltweiten Verkäufe von Elektrofahrzeugen des Konzerns ausmachen.

Bisher haben sich weder Audi noch Evercore zum Verkauf von Ducati geäußert. Auf der Jahrespressekonferenz von Volkswagen am 14. März sagte Mullen auf die Frage von Reuters, ob der Markenverkauf abgeschlossen sei, der Autohersteller habe keine Neuigkeiten bekannt zu geben.

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