Knappes Geld? Warum Russen selten iPhones und iPads kaufen

Am 17. September kam der Verkauf von Apples iPhone-Smartphones in Russland fast zum Erliegen, was möglicherweise auf die Wirtschaftssanktionen zurückzuführen ist.

Daten des Marktforschungsunternehmens IDC zeigen, dass die Smartphone-Verkäufe von Apple in Russland im letzten Quartal um etwa 0,3 Prozentpunkte zurückgingen, nachdem sich die iPhone-Verkäufe in Russland im letzten Jahr verdoppelt hatten. In Russland ist die Position des iPad inzwischen auf den vierten Platz hinter Lenovo, Asus und Samsung zurückgefallen.

Der Rückgang der Apple-Produktverkäufe in Russland hängt mit den Wirtschaftssanktionen zusammen, die die USA und Europa in diesem Jahr gegen Russland wegen seiner Einmischung in die Lage in der Ukraine verhängt haben. Dies liegt jedoch weder am russischen Patriotismus noch am iPhone-Verbot des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Im Gegenteil: Viele wichtige Berater Putins, darunter auch der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew, sind treue „Fans“ der Apple-Produkte, und russische Unternehmen liefern sogar Gold und seltene Metalle für die Apple-Produktion.

Tatsächlich haben die von den USA und Europa verhängten Wirtschaftssanktionen der russischen Wirtschaft geschadet und zudem zu einer Abwertung der russischen Währung gegenüber dem US-Dollar und dem Euro geführt. Den russischen Verbrauchern vor Ort fehlt das Vertrauen in die Zukunft und sie kaufen lieber billigere Produkte. Das Marktforschungsunternehmen IDC erklärte, dass im aktuellen makroökonomischen Umfeld Russlands auch die Verkäufe von Tablet-Computern zurückgingen, wobei Marken im High-End-Bereich der Unterhaltungselektronik am stärksten betroffen seien. Apple ist nicht das einzige betroffene Unternehmen. Auch die Smartphone-Verkäufe des südkoreanischen Unternehmens Samsung gehen in Russland zurück: Im letzten Quartal sanken die Verkäufe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als die Hälfte.

Doch das Pech der Russen ist eine gute Nachricht für Billigmarken, insbesondere für chinesische Telefonhersteller wie Lenovo. Daten des Marktforschungsunternehmens IDC zeigen, dass Lenovos Marktanteil am russischen Smartphone-Markt im letzten Quartal auf 8,6 Prozent gestiegen ist und das Unternehmen damit zur beliebtesten Tablet-Marke in Russland gemacht hat. Im zweiten Quartal dieses Jahres entfielen 14 % der Tablet-Lieferungen nach Russland auf Lenovo, während die Zahlen von Samsung und Apple fast halb so hoch waren. Von Samsung und Apple gibt es hierzu bislang keine Reaktion.

„Den Russen sind Preis und technische Merkmale wichtiger als die Marke“, sagt Gleb Mishin, Vizepräsident von Lenovo in Russland. „Ich weiß nicht, ob es außer den russischen Kunden auch für andere Kunden wichtig ist, welcher Prozessor in ihrem Mobiltelefon verbaut ist.“ Lenovo verkauft Smartphones unter der Marke seines Mutterkonzerns in China, Russland und anderen Schwellenmärkten und plant nun, Telefone unter dem Namen Motorola in den USA und Westeuropa zu verkaufen. Lenovo hat Motorola dieses Jahr von Google gekauft.

Andere weniger bekannte Elektronikmarken verzeichneten im letzten Quartal in Russland ähnliche Umsatzzahlen, darunter das chinesische Unternehmen TCL, das seinen Marktanteil in Russland steigern konnte, und die günstigen Android-Telefone der in Großbritannien registrierten Smart-Device-Marke Fly, die sich zum meistverkauften Smartphone Russlands entwickelt haben. Sogar Nokia, das zu Microsoft gehört, konnte in Russland beachtliche Erfolge erzielen und konkurriert nun eng mit Apple um den dritten Platz.

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